Der Werwolf-Film ist eines dieser Subgenres, das eine extrem hohe Rate an "Hit and Miss" aufweist. Auf jeden "American Werewolf" kommen etwa 20 Filme der Marke "Räudiger 8bit-Köter mit Flöhen". Kurzum: Einen guten Werwolf-Film zu erwischen, ist in etwa so selten, wie den Hauptgewinn in einer Tombola zu ziehen. Von daher beäuge ich neue Vertreter des Genres auch immer recht argwöhnisch, insbesondere dann, wenn sie auf dem Fantasy Film Fest gezeigt werden. Nach 23 Jahren FFF habe ich gelernt, dass man nur etwa jede vierte Anpreisung im Programmheft auch für wahre Münze nehmen kann. Und deshalb freut es mich umso mehr, sagen zu können, dass "Howl" zu diesem positiven Viertel gehört, denn – der Film ist gut, wenngleich er storytechnisch beileibe keine Bäume ausreißt.
Das Skript besteht aus Versatzstücken anderer Horrorfilme, und die Charaktere bieten auch keine allzu großen Überraschungen. Aber – man nimmt dem Film sowohl seine Geschichte, als auch seine Figuren ab. Egal, ob der Zugbegleiter Joe oder die Geschäftsfrau Kate, keiner der Charaktere ist überstilisiert oder ein Zerrbild, wie es sehr häufig vor allem in amerikanischen Filmen vorkommt. Was natürlich auch ein Verdienst der Darsteller ist. Und hier trumpft das Zweitwerk von Regisseur Paul Hyett groß auf – mit unter anderem Ed Speleers ( "Eragon", Shauna MacDonald ( "The Descent"), Rosie Day ( "The Seasoning House") und dem wunderbaren Sean Pertwee ( "Dog Soldiers"), denen man quer durch die Bank ihre Figuren abnimmt.
Im inszenatorischen Bereich ist "Howl" auch absolut nichts vorzuwerfen. Hyett, der mit seinem Erstlingswerk "The Seasoning House" für einigen Wirbel gesorgt hat, inszeniert seine Geschichte mit einem geschickten Händchen für Atmosphäre, und einem Gefühl für Spezial-Effekte. Kein Wunder, war der Mann doch bis vor ein paar Jahren einer der besten Effektleute der Insel, der unter anderem die Filme Neil Marshalls ( Doomsday") mit Blut und Eingeweiden versorgte. Hyett findet eine gute Balance zwischen "zeigen" und "nicht zeigen", zwischen CGI und praktischen Effekten, und meistert auch die Gratwanderung zwischen Humor und Horror, ohne ins Camp abzudriften. Ein Gag hier, ein wenig Blut da, und schon schmeckt es dem geneigten Fan.
Ist "Howl" also die beste Erfindung seit geschnittenem Brot? Nein, das nicht wirklich. Aber er ist definitiv einer der besten Werwolf-Filme des 21. Jahrhunderts und kann durchaus in einem Atemzug mit Filmen wie "Dog Soldiers" und "Late Phases" genannt werden. Er bietet knapp 90 Minuten lang sehr gute Unterhaltung, die sich und den Zuschauer ernst nimmt und absolut sehenswert ist. Kurzum: ein Werwolf-Film, der einen nicht mit einem pelzigen Gefühl auf der Zunge zurücklässt.
Capelight Pictures veröffentlicht "Howl" nicht nur als Single-Disc, sondern auch als 2-Disc Mediabook-Edition, die unserem Test vorlag. Wie gehabt in Hochglanz und sehr hochwertig verarbeitet, offenbart sich nach dem Entfernen der Onsert-Karte (mit FSK-Logo und technische Angaben) ein wunderschönes Artwork, was an den 80er-Jahre-Horrorfilm erinnert. Technisch gibt es an der Disc kaum etwas auszusetzen, weshalb man eine Kaufempfehlung aussprechen kann, egal für welche Edition man sich schlussendlich entscheidet.
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