DE 1966
Originaltitel:Schwarzer Markt der Liebe
Länge:84:17 Minuten (ungekürzt)
Freigabe:ab 18 Jahre
Regie:Ernst Hofbauer
Buch:Ernst Hofbauer
Kamera:Andreas Demmer, Günther Knuth
Musik:Frank Valdor
Darsteller:Omero Antonutti, Christine Dass, Rolf Eden, Karin Field, Astrid Frank, Karin Glier, Karl Gretler, Li Hardes, Tilly Lauenstein, Uta Levka, Elio Manni, Rico Peter
Vertrieb:Pidax
Norm:PAL
Regionalcode:0
Bildformat:1,66:1 (anamorph)
Tonformat:Dolby Digital 2.0 Mono
Sprache:Deutsch
Untertitel:-
Verpackung:KeepCase mit FSK-Wendecover
DVD-Start:22.07.2014 (Kauf)
Specials:
- 4-seitiges Booklet [Nachdruck Illustrierte Film-Bühne]
- Vorwort von Rolf Eden (0:25 Min.)
- Bildergalerie (9 Bilder)
- Trailershow:
- St. Pauli zwischen Nacht und Morgen (1:23 Min.)
- Die Liebenden von Florenz (1:23 Min.)
Die jungen Frauen, die im Hafen Genuas an Bord eines Linien-Schiffs gehen, ahnen weder, dass sie beobachtet werden, noch was sie tatsächlich erwartet. Harald, der sie für die Fahrt mit falschen Versprechungen angeworben hatte, sieht unbemerkt zu, kann sich seines Erfolgs aber nicht erfreuen, denn es gibt viele Interessenten am lukrativen Geschäft mit den Mädchen, die zur Prostitution gezwungen werden sollen.
Nachdem zwei Gangster den zwielichtigen Lemaire erschossen hatten, der Harald zuvor erpresst hatte, kann er unbehelligt nach Berlin zu seinem Compagnon Rolf zurückkehren, aber die Konkurrenz bleibt ihm auf den Fersen und droht das Geschäft zu stören. Um ungestört die nächste Party bei der Gräfin zu veranstalten, bei der in einem mondänen Umfeld weitere Frauen angeworben werden sollen, müssen sich Rolf und Harald etwas einfallen lassen
"Schwarzer Markt der Liebe" entstand zwar ein Jahr vor
"St.Pauli zwischen Nacht und Morgen" (1967), für den Produzent
Erwin C.Dietrich José Bénazéraf als Regisseur verpflichtete, aber dessen frühe erotische Filme
"Sexus" ("L’enfer dans la peau", 1966) standen sowohl stilistisch, wie inhaltlich schon Pate bei Regisseur
Ernst Hofbauers einziger Zusammenarbeit mit
Dietrich. Ein Einfluss, der auf den Schweizer Produzenten zurückzuführen ist, auch wenn dieser in den Credits nicht als Drehbuchautor aufgeführt wurde, denn
Hofbauers zuvor Anfang 1966 herausgebrachter Film
"Die Liebesquelle" entfaltete seine frühen erotischen Einblicke noch vor dem Hintergrund einer colorierten Heimatfilm-Komödienhandlung, während die in stylischen Schwarz-Weiß-Bildern gedrehte Crime-Story, deren erotische Ausstrahlung nur wenig Nacktheit benötigt, so wirkt, als hätte sich Dietrich damit für ein zukünftiges Engagement
Bénazérafs bewerben wollen.
Typische
Bénazéraf-Elemente wie die obligatorischen Ami-Schlitten, coole, nicht über die infantilen Verhaltensmuster hinwegtäuschende Gangster-Posen oder erotisch verpackte Frauenkörper überraschen entsprechend wenig, viel mehr erstaunt es, dass es Hofbauer gemeinsam mit Kameramann
Andreas Demmer (
"Die Nichten der Frau Oberst", 1968) vortrefflich gelang, den Stil des französischen Erotikfilm-Pioniers als Bindeglied zwischen dessen frühen französischen Filmen und seinem deutschen St.Pauli-Ausflug stimmig umzusetzen. Begleitet von den Pop-Jazz-Klängen Frank Valdors, die Bénarérafs Vorliebe für jazzige Filmmusik zitierten (und dazu führten, dass Valdor auch
"St.Pauli zwischen Nacht und Morgen" vertonen sollte), beginnt der Film im Hafen Genuas mit der Einschiffung junger Frauen, die noch glauben, auf bequeme Weise ein hohes Gehalt verdienen zu können.
Dass sie nicht wieder nach Europa zurückkommen werden, sondern zur Prostitution gezwungen werden sollen, erfährt der Betrachter nur aus den Worten Haralds (
Claus Tinney), der mit der Organisation der Mädchen sein Geld verdient. Die Filmstory selbst kümmert sich nicht weiter um deren Schicksal, sondern konzentriert sich auf die Machenschaften der Gangster untereinander, die versuchen die Hoheit über das lukrative Geschäft zu erlangen und sich gegenseitig bekämpfen, womit der Film wieder mitten im Bénazéraf-Universum angekommen war. Dabei gelangen den Kreativen großartige Bilder in Genua - besonders die Aufnahmen auf der Hochstraße erinnern schon früh an spätere Verfolgungsjagden im "Polizieschi" an gleicher Stelle. Nicht nur der Handlungsort, auch die Eingangsszenen in der abseits gelegenen Albergo zitierten unmittelbar den italienischen Film. Der dicke, grobschlächtige Hausherr mit der hübschen jungen Ehefrau (
Karin Field), die sich dem gutaussehenden Harald an den Hals schmeißt und mit ihm abhauen will, variierte Viscontis
"Besessenheit" ("Ossessione", 1942) auf eigene Weise – Harald selbst verrät dem gehörnten Ehemann die Absichten seiner Frau, um die als Betthäschen willkommene Blondine wieder bequem loszuwerden.
Willkommen in der Kälte Berlins, wohin Harald zurückkehrt, um mit seinem Compagnon die nächste Ladung Mädchen zu organisieren. Und damit kommt es zum Auftritt von Rolf Eden (natürlich als "Rolf"), der hier erstmals eine tragende Rolle spielte und sich dank seines abgeklärten Spiels als Boss in
"St.Pauli zwischen Nacht und Morgen" empfahl – cooler konnten auch die Gangster in
Bénazérafs französischen Streifen nicht auftreten. Die Verzahnung mit
Bénazérafs Stil wird an der gesamten Anlage des Films deutlich, dessen Handlung nur wenige Orientierungspunkte benötigte, da er von den Blicken und Gesten seiner Protagonisten lebt – und dem Handlungsort Berlin (West), der selten in tristere 60er Jahre-Grautöne getaucht wurde.
In der tragischen Geschichte um die unschuldige – und damit besonders begehrte – Karin drangen noch die moralischen Fingerzeige deutscher Provenienz durch, deren Schicksal als Warnung vor den Verführungen der Moderne verstanden werden sollte, dass durch die Rolle
Tilly Lauensteins als Gräfin mit lesbischen Neigungen noch eine homophobe Note erhielt, deren pädagogische Wirkung dank der unaufgeregten, auf emotionale Zuspitzungen verzichtenden Umsetzung aber zurückhaltend blieb.
Bénazéraf sollte die abschließende Drogen-Sequenz der Anwerbe-Party in seinem Beitrag zum deutschen Genre-Kino „
"St.Pauli zwischen Nacht und Morgen" erneut variieren, befreit von moralischen Attitüden – ein signifikantes Beispiel für die gegenseitige Beeinflussung in der fiktiven Zusammenarbeit
Hofbauer-
Bénazéraf, deren außergewöhnliches Ergebnis dem Produzenten-Scharnier
Erwin C. Dietrich zu verdanken ist.
"Schwarzer Markt der Liebe" erscheint in der "Pidax Film-Klassiker"-Reihe und erfreut sich einer guten Qualität. Als Vorlage diente eine 35mm-Kopie, die in einem gute Zustand war. Das anamorphe Bild weist zwar leichte Mängel auf, die bei solch einer Abtastung aber durchaus auftreten können. Leichte Defekte, minimale Laufstreifen sowie dezente Helligkeitsschwankungen im Hintergrund trüben den Sehgenuss nicht sonderlich. Dafür wurde das Schwarzweißbild nicht übermäßig bearbeitet und zeigt dezentes bis mittelstarkes Rauschen, was daraus schließen lässt, dass hier nicht zusätzlich mit Rauschfiltern gespielt wurde. Das Bild wirkt stets filmisch und bietet eine gute Schärfe, mit einer überdurchschnittlichen Detaildarstellung. Der Kontrastwert fällt ebenfalls gut aus, wodurch die einzelnen Graustufen bis auf wenige Szenen gut herausgearbeitet werden. Die Durchzeichnung ist meist gut gelungen, Doppelkonturen oder Treppenmuster sind nicht auszumachen. Die Kompression arbeitet solide, mit leichten Unruhen im Hintergrund. Der Mono-Mix stammt ebenfalls aus der 35mm-Quelle. Die Dialoge sind gut zu verstehen und das leichte Übersteuern im Hochtonbereich ist kaum störend und dem Alter geschuldet. Defekte, Rauschen oder anderweitige Fehler sind nicht auszumachen bzw. fallen nicht Negativ ins Gewicht. Die Tonspur klingt sehr klar und kaum dumpf, was sich positiv auf den Gesamteindruck auswirkt.
Als Bonus gibt es ein
Vorwort von Darsteller
Rolf Eden, was sich leider auf ein kurzes "Hallo" beschränkt und keine Informationsgehalt aufweist. Wenn man den guten Mann schon vor der Kamera hat, wieso produziert man dann nicht gleich ein Interviews? Ansonsten enthält die Disc noch eine kleine
Bildergalerie und
Trailer aus dem
Pidax-Programm. Der KeepCase mit FSK-Wendecover liegt noch ein Nachdruck des damaligen
Presseheftes bei, was immerhin etwas ist. Ansonsten eine ordentliche Veröffentlichung diese großen deutschen Klassikers. Schade nur, dass es keine HD-Variante gibt.